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Das Thema ist nicht neu. Das Erfolgsprinzip Ähnlichkeit der Generation Babyboomer wird seit vielen Jahren diskutiert. Ich hatte dazu schon 2015 einen Beitrag geschrieben: Homosoziale Reproduktion/Erfolgsprinzip Ähnlichkeit – oder Pinguine rekrutieren Pinguine. Heute geht es um ein oberes Fach der Karriereleiter, nämlich die Chefetage in Unternehmen. Der Thomas-Kreislauf. Was ist das denn eigentlich?

Ein Phänomen, das häufig in Gang gesetzt wird, sobald die Chefetage eines Unternehmens eine neue Führungskraft erhalten soll, ist der Thomas-Kreislauf. Dieser beschreibt, wie Chefs unbewusst ihr eigenes Spiegelbild einstellen und Frauen auf diese Weise häufig geringe Chancen auf den Posten haben.

Der Thomas-Kreislauf: Ein zentrales Konzept der Sozialpsychologie

Der Thomas-Kreislauf ist ein fundamentales Prinzip in der Sozialpsychologie, das unser Verständnis darüber, wie Wahrnehmung die soziale Realität formt, grundlegend geprägt hat. Benannt nach dem Soziologen William Isaac Thomas, lautet die zentrale These: “Wenn Menschen Situationen als real definieren, sind auch ihre Folgen real.” Dieser einfache Satz, oft auch als Thomas-Theorem formuliert, hat weitreichende Implikationen für das Verständnis sozialer Interaktionen und der Konstruktion sozialer Wirklichkeit.

Was ist der Thomas-Kreislauf?

Der Thomas-Kreislauf beschreibt den Prozess, bei dem die subjektive Wahrnehmung einer Situation die Reaktion einer Person bestimmt, welche wiederum reale Konsequenzen nach sich zieht. Diese Konsequenzen beeinflussen die ursprüngliche Situation und können die Wahrnehmung weiterer Personen formen, was wiederum ihre Reaktionen beeinflusst. Es entsteht ein Kreislauf aus Wahrnehmung, Reaktion und Konsequenz, der die soziale Realität sowohl formt als auch von ihr geformt wird.

Bedeutung in der sozialen Interaktion

Im Alltag hat der Thomas-Kreislauf vielfältige Auswirkungen. Beispielsweise kann die Überzeugung, dass eine Gruppe von Menschen feindselig ist, dazu führen, dass man ihnen gegenüber aggressiv oder misstrauisch auftritt. Dies kann wiederum tatsächlich feindseliges Verhalten dieser Gruppe provozieren, was die ursprüngliche Wahrnehmung bestätigt und verstärkt. In solchen Fällen spricht man von einer “sich selbst erfüllenden Prophezeiung”.

Anwendungen und Beispiele

Der Thomas-Kreislauf findet Anwendung in zahlreichen sozialen und kulturellen Kontexten. In der Pädagogik beispielsweise kann die Erwartung eines Lehrers, dass bestimmte Schüler besser oder schlechter abschneiden, deren Leistungen tatsächlich beeinflussen. In der Wirtschaft beeinflusst die Erwartung, dass eine Wirtschaftskrise bevorsteht, das Verhalten von Verbrauchern und Investoren, was tatsächlich eine Rezession auslösen oder verschärfen kann.

Kritische Betrachtung

Trotz seiner breiten Anwendbarkeit und Akzeptanz wird der Thomas-Kreislauf auch kritisch hinterfragt. Kritiker argumentieren, dass das Theorem zu sehr auf die Macht der Wahrnehmung fokussiert und strukturelle und materielle Bedingungen unterbewertet. Es wird betont, dass nicht alle Wahrnehmungen gleichermaßen die Macht haben, Realitäten zu formen, und dass einige gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse resistenter gegenüber subjektiven Interpretationen sind als andere.

Fazit

Der Thomas-Kreislauf bleibt ein zentrales Konzept in der Sozialpsychologie und ist ein wertvolles Werkzeug zum Verständnis der Dynamiken sozialer Interaktionen. Es erinnert uns daran, dass unsere Wahrnehmungen und die daraus resultierenden Handlungen tiefgreifende Auswirkungen auf unsere soziale Welt haben können. Indem wir die Prinzipien des Thomas-Kreislaufs verstehen und reflektieren, können wir bewusster agieren und auf soziale Prozesse einwirken.

Mit meinen besten Grüßen

Ihr Marcus K. Reif

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